Zinne Nordwand, Comici
Als der Morgen graute standen wir am Fuß der Wand. Mir
graute beim Anblick dessen , was sich dort senkrecht bis
überhängend vor uns auftürmte. Außerdem war's kalt - und
wenig wahrscheinlich, das die Sonne heute jemals in die Wand scheinen
könnte. Über den schrofigen Vorbau und einenen schrägen
Riß gelangten wir zum 2. Standplatz, Beginn der Hauptschwierigkeiten . Hans hangelte eine
überhängende Rippe hinauf. An dessen Ende mußte er sich weit nah
links strecken, um den nächsten Haken zu erreichen. Mittels
einer daran befestigten Trittschlinge errreichte er über
leichteres Gelände den nächsten Stand. Bei mir ging's nicht
so schnell, bis ich in der Schlinge stand. Wirklich leicht wurde es
dann auch nicht, 7er Gelände, kalte Hände. 2 Italiener, die
sich nach uns angestelt hatten , konnten das Elend nicht länger
mit ansehen, seilten ab und stiegen gleich nebenan in die
“Hasse-Brandler" ein.
Die 3.SL beginnt griffarm, erst gerade hoch, dann rechtsquerend zu einer Trittschlinge - von dieser nach rechts zu einen Riß mit vielen Haken, ich greife mir alle. Oben zieht Hans, hinten zieht der Rucksack. Vom nächsten Stand führt eine ansteigende brüchige Querung zu einem gängigem Riß.
So ging's noch 3SL weiter. Häufig Risse und Verschneidungen , meist überhängend, machmal brüchig und immer saukalt, ca. V-VI/A0 und A1 . Hans stieg alles vor, ich kämpfte mich als zweiter hinauf.
Kerstin und Rainer folgten als Extraseilschaft.
Endlich erreichten wir das “Italienerbiwak”, eine Felskuhle, wo früher häufig unbequem übernachtet wurde. Links davon eine schluchtige Rinne, dann rechtshaltend über ein feuchtes Wandstück zu einem tropfend nassen Kamin. “Viel Spaß beim Canyoning!” rief Hans von oben, nachdem er sich die 1. SL hochgeduscht hatte. Eine SL später stand ich in einer eisigen Tropfsteinhöhle. Hans schruppele sich durch eine glitzschige Schlotte hinauf ins “Freie” auf ein schmales Band. Es folgte ein luftiger Quergang über einem großen Felsausbruch . Der Rest war übersichtlicher – 2SL - Risse und Verschneidungen , hin und wieder ein kleiner Überhang, lt. Führer III, doch eher IV+.
Gegen 18.00 erreichten wir das “Ringband”, ein schmales Felsband, auf dem ein sehr ausgesetztes Wegelchen (rechts gehts ohne Aufenthalt ganz bis runter) um die halbe Zinne herum zur 1. Abseilstelle führt.
Der Abstieg von der Großen Zinne ist weder schön , noch leicht zu finden. Dennoch erreichten wir mit dem letzten Büchsenlicht wegsames Gelände.